Ausgewählte Fragen und Antworten

Der Seele schlimmster Feind
ist Ignoranz, nicht Ärger

Von der Höchsten Meisterin Ching Hai,
Florida, USA, 14. Februar 1999
(Original in Englisch) Video 633

Wenn ihr wirklich darauf besteht, euren Zorn zu  zerstören, wird das nicht klappen. Je mehr ihr es versucht, desto weniger Erfolg werdet ihr haben. Darum lasst es; tut einfach, was ihr könnt. Ich bin auch sicher, dass viele Situationen nicht allein euer Fehler sind. Manchmal sind es die Umstände, in denen ihr euch befindet, und manchmal wurden  wir mit unterschiedlichen Spuren vergangener Erfahrungen geboren; was sich unserer Kontrolle entzieht.

Ich bin aber sehr stolz, dass ihr so jung seid und doch schon so weise und demütig, eure Fehler zuzugeben, und das sogar in der Öffentlichkeit. Ich bin sicher, ihr werdet eure Sache in der Zukunft gut machen, weil die Hälfte eurer Krankheit schon geheilt ist durch eure eigene Erkenntnis, dadurch, dass ihr Hilfe sucht und demütig genug seid, das zuzugeben. Darum bin ich sicher und setze großes Vertrauen in euch.

Aber Zorn ist nicht der schlimmste Feind unserer Seele. Der schlimmste Feind ist Ignoranz, oder Mangel an Erleuchtung; das habt ihr bereits zerstört habt. Zorn ist nur ein Rest des bedauerlichen Sondermülls, den wir zuweilen in unserem Wesen vorfinden. Im Laufe der Zeit werdet ihr ihn loswerden oder er wird sich von selbst auflösen. Macht euch also nicht zu viel Sorgen. Versucht es jeden Tag neu, so gut ihr könnt. (Beifall)

Wenn ihr ihn hin und wieder beherrschen könnt, beherrscht ihn. Aber schadet euch nicht selbst, indem ihr ihn in euch hineinfresst. Manchmal könnt ihr auch versuchen, eure Gefühle auf andere Weise auszudrücken. Das Gefühl ist echt. Egal, wer euch etwas sagt: Wenn ihr euch wegen einer Sache schlecht fühlt, dann fühlt ihr euch eben schlecht. Wenn ihr könnt, versucht aber, es deutlicher und liebevoller auszudrücken. Wenn es euch nicht gelingt, und ihr fühlt, dass ihr explodieren müsst und später merkt, dass ihr unrecht hattet, entschuldigt euch und sagt: „Mama, Bruder, ich habe das so und so gemeint, konnte es vorher aber nicht besser ausdrücken. Jetzt bin ich ruhiger und sehe es deutlich. Es tut mir Leid; ich hätte es dir anders sagen sollen, statt im Ärger.“ Dann ist es okay.

Es ist nicht so, dass wir keine Fehler machen dürfen; wir sollten nur wissen, dass es ein Fehler war und versuchen, ihn wieder gutzumachen. Es ist auch nicht so, dass wir nicht ärgerlich sein dürfen; wenn wir aber wissen, dass wir Unrecht hatten, sollten wir es wieder gutmachen, indem wir später liebevoller sind oder uns entschuldigen, oder etwas Nettes tun, um die Auswirkungen zu löschen, die die  negativen Anteile unserer Persönlichkeit bei anderen hinterlassen haben.