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Die Meisterin sagt
Die Geschichte
eines heiligen Königs
Erzählt von der Höchsten Meisterin Ching Hai,
auf einem 2-Tage-Retreat in Formosa, 27. - 28. September 1992
(Original in Chinesisch) MP3-CR14
EINEN FLUSS AUFGEBEN
UM DAS VOLK ZU SCHONEN
Ananda (Buddha Shakyamunis engster
Begleiter) bat den Buddha: „O Erhabener, würdest Du uns Schülern bitte
berichten, was Du in Deinen vergangenen Leben getan hast, das empfindenden
Wesen nützlich war?“
Als Antwort erzählte der Buddha
Ananda die folgende Geschichte:
Vor Äonen gab es auf unserem Planeten Erde vier
Flüsse und zwei große Könige. Einer hieß Brahmadeva, was bedeutet, der
Brahma (die höchste Schöpfungskraft) und sein Land umfassten drei Flüsse.
Sein Land war reich, und daher auch seine Leute. Sie waren jedoch schwach
im Blick auf militärische Stärke. Das Territorium des anderen Königs
namens Vajradati besaß nur einen Fluß und eine kleinere Bevölkerung, aber
seine Leute waren, was Strategie und Taktik betraf, überlegen.
„Meine Soldaten sind tapfer, aber es gibt nur
einen Fluß in meinem Land, und er ist kaum groß genug, uns mit Wasser zu
versorgen. König Brahmadevas Armee ist schwach, aber sein Land besitzt
drei Flüsse. Wir sollten ihn um einen bitten“, dachte König Vajradati.
„Wenn er einverstanden ist, werden wir Freundschaft schließen und gute
Beziehungen zu ihm pflegen. Sollte er sich weigern, werde ich eine
Invasion in sein Land vorbereiten. Wenn er mir einen Fluss überlässt,
werde ich alles mit ihm teilen und seinem Volk im Fall einer Katastrophe
zu Hilfe kommen. Andernfalls werde ich ihn angreifen!“ So versammelte
König Vajradati seine Berater, um die Lage zu besprechen, und dann schrieb
er König Brahmadeva einen Brief.
Als König Brahmadeva den Brief erhielt, sträubte
er sich nachzugeben und dachte bei sich: „Hey! Dieses Land wurde mir von
meinen Vorfahren übergeben. Ich habe es nicht von König Vajradati erobert.
Wieso kann er so etwas fordern?“ So beschied er den Boten: „Ich habe
dieses Land nicht gegründet. Es wurde mir von meinem Vater und den
Vorfahren übergeben. Es ist sehr unvernünftig von deinem König, zu
verlangen dass ich mein Land abtrete! Wenn ihr einen Krieg führen wollt,
werden auch wir nicht höflich sein“! Dann kehrte der Bote in sein Land
zurück, um König Vajradati zu berichten.
Wenig später schickte König Vajradati eine
schlagkräftige Armee, um in König Brahmadevas Land einzufallen, und
Brahmadevas Armee wurde restlos besiegt. Dann marschierte König Vajradati
stracks in die Hauptstadt und belagerte den königlichen Palast. Da wurde
König Brahmadeva so von Furcht überwältigt, dass er nicht wagte, sich den
Aggressoren entgegenzustellen. Angesichts der prekären Situation rieten
ihm seine Berater: „Eure Majestät, ihre Männer sind tapfer und gut
gerüstet, während unsere schwach sind. Warum hängen Eure Majestät so an
einem Fluss und bringen damit Euer Volk in Gefahr? Solltet Ihr darauf
bestehen, könnten wir sogar unser Land verlieren. Bitte überdenkt Eure
Entscheidung und gebt König Vajradati den Fluss.“
König Brahmadeva stimmte zu, und seine Berater gingen
hinaus, um mit König Vajradati zu verhandeln. „Unser König hat eurer Forderung
nachgegeben“, sagten sie, „er wird euch auch eine Prinzessin geben. Von
nun an sollen unsere beiden Länder gute Beziehungen pflegen, Gutes miteinander
teilen und in Gefahr einander beistehen.“ Dann versöhnten sich die beiden
Könige, und jeder kehrte in sein Land zurück. König Vajradati führte
die Prinzessin heim, und sie wurde seine Frau.
DES EINEN TUGEND NÜTZT ALLEN
Nach einiger Zeit wurde die Prinzessin schwanger,
und während ihrer Schwangerschaft erschien ein kostbarer Baldachin über
ihrem Haupt. Egal was sie tat – schlafen, gehen oder sitzen – der
Baldachin folgte ihr beständig. Als die Zeit gekommen war, schenkte sie
einem Knaben das Leben, dessen Körper wie Gold schimmerte, und dessen Haar
wunderschön war. Nach seiner Geburt folgte der Baldachin ihm statt seiner
Mutter, denn der Baldachin war um des Kindes willen gekommen.
Viele Wahrsager kamen, um den Knaben zu sehen, und
sie hatten nur Worte des Lobpreises für ihn: „Euer Kind, Majestät, ist
wahrhaft außergewöhnlich! Die Erscheinung und Haltung des Prinzen zeigen,
dass er große Segenskraft und Tugend besitzt, die in dieser Welt
überragend sind. Niemand ist ihm gleich.“ Der König und die Königin hörten
es mit Freude, und die Tradition verlangte, dass das Kind zwei Bedingungen
entsprechend benannt werden sollte: erstens nach dem Auftreten eines
besonderen Phänomens; und zweitens nach dem Geburtshoroskop (der Stellung
der Sterne und Planeten zur Zeit seiner Geburt). „Eure Majestät, gab es
irgendein fantastisches Phänomen während der Schwangerschaft der
Königin?“, fragten die Wahrsager. „Als die Königin schwanger war, schwebte
beständig ein aus sieben Gegenständen* von unschätzbarem Wert bestehender
Baldachin über ihrem Haupt und folgte ihr, wohin sie ging“, erwiderte der
König. So wurde der Prinz „Kostbarer Baldachin“ genannt.
Als der Prinz älter wurde, starb König Vajradati,
und sein Sohn folgte ihm auf dem Thron. Als König verließ Kostbarer Baldachin
oft seinen Palast, um das Leben seines Volkes zu beobachten, und eines
heißen Sommertages ging er aus und sah etliche Bauern, die ohne schützende
Kleidung unter der sengenden Sonne ihr Feld bestellten. Er sah auch Kühe
mühsam das Land pflügen, indem sie durch den Schlamm stapfend schwere
Pflüge zogen und bemerkte, dass Menschen und Tiere von ihrer anstrengenden
Arbeit erschöpft waren. Da fragte der König sein Gefolge, warum die Bauern
so schwer arbeiteten.
„Unser Land lebt von der Landwirtschaft, und die
meisten unserer Leute sind Bauern. Wenn sie nicht hart arbeiten, können
wir nicht überleben, und unser Volk wird Hunger leiden. Und wenn das Volk
in Hunger und Armut lebt, ist unser Land in Gefahr“, erwiderten die
Beamten an seiner Seite. Als er das hörte, schwor der König einen Eid: „So
wahr ich ein König mit großer Segenskraft bin, werden es meine Leute nicht
nötig haben, auf dem Feld so hart zu arbeiten, und doch wird es genug Reis
und andere Ernten geben, um jedermanns Bedürfnisse zu stillen“. Als
Kostbarer Baldachin seinen Eid geschworen hatte, wuchsen für jede einzelne
Familie im Lande alle Sorten Reis und andere Produkte ganz natürlich in
ausreichender Menge für alle. Welche Reissorten oder Gemüse die Leute auch
wünschten, sie erschienen in ihren Häusern.
Einige Zeit später ging der König wieder aus, um
nach seinem Volk zu sehen, und diesmal sah er viele Holz schlagen, Wasser
tragen und Reis stampfen. Sie schwitzten gewaltig und sahen erschöpft
aus, so fragte er seine Berater: „Warum arbeiten meine Leute so hart?“
Und die Berater erwiderten: „Eure Majestät, dank Eurer Gnade haben unsere
Leute jetzt genug Reis und Gemüse zu essen und müssen nicht länger auf
dem Feld arbeiten. Trotzdem müssen sie den Reis stampfen und Holz schlagen,
um Feuer zu machen und den Reis zu kochen. Darum müssen sie immer noch
unentwegt arbeiten.“ Als er das hörte, schwor der König einen weiteren
Eid: „So wahr ich die göttliche Bestätigung und Würde besitze, König dieses
Landes zu sein, sollen meine Leute jede Art gekochter Nahrung haben, die
sie wünschen, sie wird automatisch in ihren Häusern erscheinen. Dann werden
sie nicht soviel Mühe aufwenden müssen, um ihre Mahlzeiten zu kochen.“
Und wie zuvor ging der Wunsch des Königs in Erfüllung. Von da an erschien
automatisch Essen für seine Leute, das nicht erst gekocht werden musste.
Nach einiger Zeit ging der König wieder aus, um
sich zu vergnügen, und bei dieser Gelegenheit sah er Leute eifrig Baumwollgarn
spinnen und Stoffe weben. Und wieder befragte er seine Berater über die
Situation, und sie berichteten: „Wenn die Leute keine Stoffe weben, werden
sie nichts anzuziehen haben und unter der Kälte leiden, so haben sie immer
noch Arbeit.“ Wieder schwor der König einen Eid: „So wahr ich die Gnade
und Rechtschaffenheit besitze, König dieses Landes zu sein, sollen meine
Leute jede Art Kleidung haben, die sie wünschen und beim Spinnen und Weben
nicht so schwer arbeiten müssen.“ Und tatsächlich geschah es, dass seine
Leute von diesem Tag an alle Kleidungsstücke hatten, die sie begehrten.
Statt Blättern trugen die Bäume Kleider. Die Leute suchten sich einfach
die Sachen aus, die ihnen gefielen, und nahmen sie mit nach Hause. Es
war fantastisch!
Später ging der König wieder aus, um sich zu
erfreuen und sah viele Leute, die Musikinstrumente bauten, so fragte er:
„Was tun diese Leute? Warum müssen sie so mühsam arbeiten?“ Und die
Berater erwiderten: „Nun, da die Leute genug zu essen, zu trinken und zum
Anziehen haben, möchten sie Musik hören. Sie möchten zu ihrem Vergnügen
Musikinstrumente spielen.“ Oh! So schwor der König wieder einen Eid: „ So
wahr ich die Verdienste und noblen Eigenschaften besitze, um König zu
sein, möge Musik erklingen von den Bäumen in meinem Land, und meine Leute
sollen mit jeder Art Musik erfreut werden, die sie hören möchten.“ Und so
wurde es Realität! Zahllose Musikinstrumente wuchsen an den Bäumen. Und
wenn sie die Musikinstrumente nicht selbst spielen wollten, erklang doch
automatisch Musik aus ihnen.
Einige Zeit später gingen die Berater des Königs
zu ihm, und weil es gerade Mittag war, lud sie der König ein, mit ihm
zu essen. Als die Berater die Speisen des Königs genossen hatten, fanden
sie diese köstlich und das Beste, was sie je gekostet hatten. Sie fühlten
sich gesund, begeistert und glücklich, darum sagten sie: „Eure Majestät,
wir haben nie zuvor solch gutes Essen genossen. Es ist schmackhaft und
gesund und erfreut uns an Leib und Seele!“
„Wenn ihr dieselben Speisen genießen möchtet wie
ich, müsst ihr zur selben Zeit essen wie ich. Dann werdet ihr zu Hause
definitiv dasselbe gute Essen haben“, erwiderte der König. So ließ der
König im ganzen Land verkünden, dass alle seine Leute zur selben Zeit
essen sollten wie er. Und in dem Moment, da der König zu essen begann,
wurden Trommeln geschlagen, damit die Leute wussten, dass Essenszeit war.
Da sie alle zur gleichen Zeit aßen, konnten sie die gleiche gute Nahrung
genießen, die der König aß, und die sie körperlich
und geistig belebte.
BRAHMADEVA WILL DEN FLUSS WIEDERHABEN
In der Zwischenzeit schickte König Brahmadeva
einen Boten zu König Kostbarer Baldachin, um ihm seine Aufwartung zu
machen und die folgende Botschaft zu überbringen: „Als dein Vater an der
Regierung war, überließen wir eurem Land einen der Flüsse meines Landes.
Würdest du uns nun, da dein Vater verstorben ist, den Fluss bitte
zurückgeben?“ Und die Antwort von König Kostbarer Baldachin lautete: „Ich
habe euren Fluss nicht an mich gerissen, um mein Land zu stärken. Nun, da
ich König bin, möchte ich mein Volk nicht leiden lassen. Das ist eine
banale Angelegenheit. Habt bitte Geduld. Ich werde ein Treffen mit deinem
König vereinbaren um über Themen zu sprechen, die für unsere beiden Länder
viel wichtiger sind.“
Der Bote überbrachte die Botschaft von König
Kostbarer Baldachin an König Brahmadeva, der mit dem Vorschlag zu einer
Begegnung einverstanden war, und sie trafen eine Verabredung. So kamen die
beiden Könige in Begleitung ihrer Armeen an die Ufer des Flusses, der
jetzt ihre beiden Länder trennte. Sie trafen einander auf einem Schiff in
der Mitte des Flusses, wo sie ihre Verhandlungen führten.
Als König Brahmadeva König Kostbarer Baldachin sah,
wurde er von Bewunderung erfüllt und beeindruckt von seiner würdevollen
Gestalt, leuchtend wie ein Berg von Gold, seinem Haar, schimmernd wie
Kristall, seinen Augen funkelnd wie Sterne, seinem Mund, so schön wie
eine Blume, seiner Nase so markant und gerade, seinem Gesicht, quadratisch
und majestätisch, und den Ohren, lang und gebieterisch. Oh! Je länger
er König Kostbarer Baldachin betrachtete, desto mehr wurde er von Ehrfurcht
ergriffen. Vielleicht hielt er ihn für eine Inkarnation des großen Brahma,
denn dieser König war kein gewöhnlicher Mensch!
Dann redeten die beiden Könige über das Wetter und
die gute Atmosphäre. „Die Leute in meinem Land haben genug zu essen und
Gegenstände, die man benötigt, und das alles entsteht fast mühelos. Sie
müssen mir keine Abgaben liefern. Wir erheben weder Steuern noch Bußgeld
und müssen kein Gesetz geltend machen. Aus diesen Gründen kann
ich euch diesen Fluss nicht zurückgeben und meine Leute sich für
euch plagen lassen. In meinem Land tun unsere Bürger praktisch nichts
für den König. Alles, was sie essen, trinken oder benötigen, kommt ganz
natürlich. Sogar ihre Kleider und Musik entstehen natürlich. Sie haben
alles, darum müssen sie nichts tun, um dem König zu dienen“, sagte König
Kostbarer Baldachin.
Dieser außergewöhnliche Rechenschaftsbericht ließ
König Brahmadevas Herz erzittern, und noch mehr, als die Männer von König
Kostbarer Baldachin begannen, die Trommeln zu schlagen, die Essenszeit
signalisierten. Brahmadeva brach der kalte Schweiß aus weil er dachte,
sie würden ihn ergreifen und töten. Mit weichen schlotternden Gliedern
stand er auf, um sich zu entschuldigen. König Kostbarer Baldachin erhob
sich ebenfalls, um ihn zu beruhigen, er bat ihn, wieder Platz zu nehmen
und sagte: „Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Es ist Essenszeit, und
meine Soldaten trommeln, um unserem Volk dies zu vermelden, denn wenn
sie zur gleichen Zeit essen wie ich, werden sie bestimmt köstliches und
exotisches Essen bekommen. So ist es in unserem Land Sitte!“
Als er diese Worte vernahm, legte König Brahmadeva
die Handflächen zusammen und sagte: „Eure Majestät mögen Eure Liebe auch
auf unser Volk ausdehnen. Bitte, gebt auch uns Nahrung, die von selbst
erscheint, wie in eurem Land. Dann werden wir Eure Untertanen. Heute geben
wir uns in eure Hände!“
PERFEKTE REGENTSCHAFT EINES Hl. KÖNIGS
König Kostbarer Baldachin stimmte König
Brahmadevas Bitte zu, und von dem Tage an regierte er beide Länder. Danach
standen all seine Berater Tag und Nacht in Bereitschaft an einem
ehrwürdigen Hof, der mit Fleiß regierte.
Da flog eines frühen Morgens ein kostbares Fahrzeug
mit goldenen Rädern vom östlichen Himmel kommend über das Königreich.
Es sah wunderbar und herrlich aus, sein Glanz erhellte die große Erde
darunter. Angesichts dieses Geschehens stieg König Kostbarer Baldachin
von seinem Thron herab und kniete nieder, um zu Himmel und Erde zu beten:
„Sollte ich die Segenskraft und hohen Verdienste besitzen, ein Chakravartin
(im Sanskrit ein Herrscher, der durch gute Taten in früheren Leben Wunderkraft
erworben hat, die ihm erlaubt, mühelos alle geringeren Könige zu unterwerfen
und die Welt zu regieren) zu werden, dann lasst bitte dieses ehrfurchtgebietende
Fahrzeug anhalten!“ Während er noch sprach, hielt das Vehikel in der Luft
vor seinem Palast an, und viele geheiligte Gegenstände, die zu einem Chakravartin
gehören, wie Elefanten, Frauen und Perlen von unschätzbarem Wert sowie
elektronische Soldaten*, die vielleicht Roboter waren, kamen ebenfalls
angeflogen. Da gab es alle möglichen Gegenstände. Dieses dem heiligen
König geschickte Fahrzeug war vielleicht ein UFO aus alten Zeiten, denn
UFOs existierten sogar schon in jenen Tagen! Es kam von einem anderen
Planeten und war wunderbar! Da gab es viele gesegnete Instrumente, die
eines heiligen Königs würdig waren.
Von diesem Tag an wurde König Kostbarer Baldachin ein Chakravartin,
der große Schätze besaß und die vier Kontinente regierte.
Seine Gnade und Verdienste brachten allen fühlenden Wesen Glück
und Frieden und erlaubten es, jegliche Bedürfnisse zu stillen. Unter
seiner Regentschaft beachteten die Leute folgende zehn Gebote:
1. nicht töten; 2. nicht stehlen; 3. kein sexuelles Fehlverhalten; 4.
nicht lügen; 5. keine Unruhe stiften (d.h. nicht schwatzen und Streit
zwischen Parteien säen, indem man schlecht über andere redet); 6. keine
Verleumdung; 7. keine Übertreibung (dessen, was z.B. in einer bestimmten
Situation tatsächlich geschah, nichts hinzufügen, was die Menschen irritiert);
8. keine Gier, 9. kein Zorn und 10. keine Leidenschaft.
Alle im Lande hielten sich an diese Vorschriften und stiegen nach ihrem
Tod zum Himmel auf.
ANLASS DATIERT ÄONEN ZURÜCK
An diesem Punkt sagte der Buddha: „Ananda, du
musst wissen, dass König Kostbarer Baldachin tatsächlich „ich“ war in
einer früheren Inkarnation! Und König Vajradati ist jetzt mein Vater, und
seine Königin ist jetzt meine Mutter.
Der Buddha fuhr fort: „In jener Zeit war ich sehr
mitfühlend und liebte alle wie meine eigenen Kinder. Ich teilte mit ihnen
meinen Reichtum und meine Lehren, um sie zu erbauen. Aus diesem Grunde
bin ich heute ein Buddha geworden, der höchste in den drei Bereichen,
dem keiner gleicht. Aus diesem Grund und dieser geistigen Übereinstimmung
heraus geschieht es auch, dass jene, die mir damals folgten, lernten spirituell
zu praktizieren, Mitgefühl für andere zu empfinden und miteinander zu
meditieren.“
Darauf sagte Ananda zum Buddha: „Mein Erhabener,
darf ich fragen, welcher Anlass und welche Affinität dazu führten, dass
König Kostbarer Baldachin ein Chakravartin und sogar schon vor seiner
Geburt von dem kostbaren Baldachin beschützt wurde?“
Der Buddha erwiderte: „Ananda, vor langer, langer
Zeit, vor unzählbaren Äonen, gab es auf diesem Planeten einen heiligen
Berg. Und ein Pratyeka (selbsterleuchteter) Buddha, der auf dem Berg
wohnte, wurde krank, nachdem er einen Schlag erlitten hatte, und sein Arzt
verordnete ihm Milch zur Stärkung. So ging der Pratyeka Buddha zu einem
Kaufmann namens Seng-you, berichtete ihm von der Krankheit und bat um
Milch. Der Kaufmann spendete ihm freudig Milch, und nachdem er drei Monate
lang Milch getrunken hatte, genas der Pratyeka Buddha von seiner
Krankheit. Aus Dankbarkeit für seinen Wohltäter wünschte er, dass Seng-you
besonders viel göttliche Gnade und Verdienste erhalten solle. Darum flog
er in die Luft und manifestierte sich in Gestalt eines Arhat. Vielleicht
manifestierte er sich in einer massiven Gestalt, so riesig wie der Himmel,
und zog sich dann sehr klein zusammen, so dünn wie eine Haarsträhne. Auf
diese Weise änderte er die Gestalt abwechselnd dreizehnmal, und Seng-you
war über den Anblick hocherfreut. Schließlich stieg der Pratyeka Buddha
vom Himmel herab und nahm sein Opfer an. Einige Zeit später trat der
Pratyeka Buddha ins Nirvana ein, und Seng-you vermisste ihn sehr. Darum
sammelte Seng-you, nachdem der Buddha verbrannt worden war, seine Sarira
(heilige, Kieselstein ähnliche Relikte, die nach der Verbrennung eines
Heiligen zurückbleiben) und tat sie in eine goldene Urne. Dann baute er
eine kostspielige Pagode als Aufbewahrungsort für die Urne, und darüber
als Schirm einen kostbaren Baldachin. Dort brachte er für den Rest seines
Lebens Opfer dar wie Weihrauch, Blumen, Früchte und Musik; nichts fehlte.“
Dann sagte der Buddha zu Ananda: „Du solltest wissen,
dass sein Darbringen von Opfern für den Pratyeka Buddha Seng-you unendlich
gesegnete Belohnung eintrug, so dass er im Himmel wie auf Erden stets
einen erhabenen Status genoss und in großer Zufriedenheit lebte. Jedesmal
wenn er sich im embryonalen Zustand befand, wurde er von oben durch einen
kostbaren Baldachin beschützt. Du solltest auch begreifen, dass der Seng-you
jener Zeit tatsächlich „ich“ war. Darum sollten sowohl Laien als auch
Mönche praktizieren, um Verdienste anzusammeln, dann werden sie Leben
um Leben unendliche Belohnung genießen.“ Als sie dies vernahmen, wurden
alle sehr froh und gelobten, Opfer darzubringen. Damit endet die Geschichte!
(Beifall) 
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