Tröpfchen aus dem Ozean der Liebe

 

 

Liebe Meisterin,
würdest Du uns bitte die Bedürftigsten schicken?

 

Von eingeweihtem Bruder Hung Ngo, Los Angeles, USA
(Original in Aulacesisch)

Aus einem fernen Winkel der Welt kamen wir hierher, in ein unbekanntes Land. Trotz zerstörter Brücken, heftigem Regen, einem dunklen Himmel ohne Mond und Sterne und glitschigen Straßen ohne alles Licht hast Du uns zu Opfern geschickt, die das tiefste Elend erlebten, das uns zustoßen kann.


Kürzlich nahmen zwei andere Eingeweihte vom Center Los Angeles und ich an einem Flut-Hilfseinsatz in Costa Rica teil. Bevor wir uns dem Projekt anschlossen, hatte einer von uns eine lebhafte Vision von Wasserfluten, die wie ein kleiner Fluss eine Straße überschwemmten, und Fische schwammen ruhig in dem Strom, während Kinder unschuldig im Wasser spielten. Etwa zur gleichen Zeit hatte ein anderes Mitglied unserer Gruppe ein inneres Erlebnis von einem leuchtenden Regenbogen und einer Gruppe eingeborener Menschen. Innerlich hörte der Eingeweihte auch die Frage: „Habt ihr genug bekommen?“Einige Tage später, am 15. Januar 2005, trug uns ein Jet der Lacsa Airlines nach Costa Rica, wo wir uns örtlichen Eingeweihten anschlossen zu einem Hilfseinsatz für Opfer der schwersten Überschwemmungen des Landes seit vierzig Jahren.

Sogleich nach der Landung in Costa Rica begannen wir, Güter für den Hilfseinsatz einzukaufen. Und als reichlich 2000 Hilfspakete vorbereitet waren, verließ ein mit den Gütern beladener LKW-Konvoi das Center Costa Rica und begann durch heftige Regenschauer sich einen Weg zu bahnen in die Stadt Limon. Grüne Bäume zu beiden Seiten der Straße berührten einander, Kirchendächern ähnlich, während Sturzbäche einen Abhang hinabschossen und auf riesige, schirmförmige Blätter platschten. Hin und wieder flogen leuchtend rote Vögel vorbei, und Handteller große blaue Schmetterlinge flatterten in den Büschen, während Wolken tief am Himmel hingen – eine spektakuläre Szene, typisch für Mittelamerikas Regenwälder.

Besorgt, ob es uns gelingen würde, die Hilfspakete in möglichst kurzer Zeit persönlich an die Opfer auszugeben, blieben wir die Nacht über wach und fragten uns, wie wir unsere Mission am besten erfüllen könnten. Das ständige Echo schwatzender Affen und zwitschernder Vögel in der Ferne wurde hier und da von fremdartigen Tönen unterbrochen, so als wären die Tiere des Dschungels in einer Nachtschule!

In jener Nacht beteten wir ernstlich: „Liebe Meisterin, dieses Land ist uns fremd. Wir sind nicht vertraut mit den Menschen, ihren Wegen und ihrer Sprache. Würdest Du uns bitte jene schicken, die am bedürftigsten sind?“

Gegen 6.00 Uhr früh waren alle Helfer erwacht und bereiteten sich auf den langen, vor ihnen liegenden Tag vor. Zur Gruppe gehörten Missionare, die freiwillig halfen, Polizisten, um für die Sicherheit der Helfer zu sorgen, ein lokaler Geistlicher, um den Konvoi zu führen, sowie das Arbeitsteam unseres Vereins, allesamt bereit zur Arbeit, aber keiner wusste genau, was vor uns lag.

Beim Erreichen des ersten Zielortes, Sixaola, konnte unser Team reibungslos die Hilfsgüter verteilen. Während der Arbeit setzte der Regen kurz aus und die Sonne kam hervor, aber dann setzte der Regen wieder ein, und die Schlaglöcher in den Straßen begannen sich mit Wasser zu füllen. Trotz des ungewissen Wetters waren alle fest entschlossen und auf die vor uns liegende Aufgabe ausgerichtet; dennoch lag da ein unerklärliches Gefühl in der Luft.

Gegen 17.00 Uhr, nach vielen Stunden der Arbeit, nahte langsam der Abend. Und angesichts der Tatsache, dass nur ein Viertel der Hilfspakete ausgeteilt war, wurden wir besorgt und beteten still zur Meisterin: „Liebe Meisterin, wie es scheint, haben die Güter die Bedürftigsten noch gar nicht erreicht.“

Während des Einsatzes war Frau Dulcelina Páez Mayorga, eine Vertreterin der örtlichen Eingeborenen, sehr geduldig. Sie traf früh am Morgen ein, wartete bis sie an der Reihe war uns zu treffen und sagte: „Ich habe letzte Nacht viel zu Gott gebetet.“

Zwei große Lastwagen mit Hilfsgütern waren schon unterwegs, um die Eingeborenengemeinde unter Frau Páez‘ Zuständigkeit zu versorgen, aber wie konnten die Fahrzeuge ihren Bestimmungsort erreichen, wenn die beiden Brücken auf der Straße zum Dorf eingestürzt waren? Die Polizei war sehr besorgt wegen der Regenfälle, die Straße den Berg hinauf, wo das Dorf lag, war sehr glitschig, daher warnten sie uns, weiterzufahren. Wir hatten jedoch das Gefühl, dass die Meisterin in tiefer Sorge war um die obdachlosen Flutopfer in großer Not, ohne Hilfsgüter und Trost. Angesichts dieser kritischen Lage waren wir entschlossen, miteinander auf der Straße zu fahren und riefen die Meisterin an, alles zu arrangieren.

Die Nacht kam und es regnete weiter. Als der letzte Lastwagen aus dem Lebensmittellager rollte, um sich dem Hilfskonvoi anzuschließen, tauchte plötzlich im strömenden Regen wie aus dem Nichts ein LKW voller Leute auf, der vom Berg herab auf uns zukam. „Was sind das für Leute?“ fragten wir uns und erkannten bald, es war niemand anderes als die Berg-Aborigines! Es war ihnen gelungen, die Straße zu reparieren, ihre Leute an einen sicheren Ort zu bringen, um auf die Hilfsgüter zu warten, und einen LKW aufzutreiben, um zu uns zu kommen und die Pakete in Empfang zu nehmen.

Als wir die Leute aus den Bergen sahen, waren wir so bewegt, dass wir unsere Tränen kaum zurückhalten konnten. Still dankten wir der Meisterin: „Liebe Meisterin, wie konnten wir Dich bitten, solch eine schwierige Aufgabe zu lösen? Nichtsdestotrotz hast Du es arrangiert, dass diese Opfer, die am schwersten betroffen waren, zu uns kommen trotz eingestürzter Brücken, heftigem Regen, einem Himmel ohne Mond und Sterne und glitschigen, unbeleuchteten Straßen. Wir kamen hierher aus einem fernen Winkel der Welt, nicht vertraut mit diesem Land. Die Menschen hier sind neun Tage ohne Nahrung, ihre Ration beträgt nicht mehr als ein paar Bananen täglich, für einen ganzen Tag. Und doch hast Du in Deiner Gnade und Barmherzigkeit unser Gebet erhört: ‚Liebe Meisterin, würdest Du uns bitte die Bedürftigsten schicken?‘“ 

Als dann ihr Lastwagen mit Hilfsgütern beladen war, fragte einer der Eingeweihten die Empfänger: „Habt ihr genug bekommen?“ „Ja, haben wir“, erwiderten die Dörfler fröhlich.

Dann startete der LKW mit den Aborigines und ihren Hilfsgütern, und der Konvoi folgte ihm. Die Verteilung der Güter ging perfekt vonstatten, und in unseren Herzen wussten wir, dass die Gaben, die wir den örtlichen Bewohnern gebracht hatten, von Gott waren, und uns die große Ehre zuteil wurde, sie den rechtmäßigen Empfängern zu übergeben.

In jener Nacht, auf dem Rückweg zu unserem Standort, sagte einer der Polizisten: „In meiner 27jährigen Dienstzeit habe ich nie ein Ereignis so voller Liebe erlebt, wie dieses!“ 

Und am anderen Morgen sagte ein junger Polizeichef, der uns half: „Bisher habe ich zu niemand gebetet, aber in dieser Nacht habe ich zur Meisterin gebetet, uns einen sonnigen Tag zu schenken.“ Und wunderbarer Weise brach nach Tagen unaufhörlichen Regens an jenem Morgen goldenes Sonnenlicht durch, was den Polizeichef veranlasste hinzuzufügen: „Ich habe die Absicht, Masters Einfache Meditationsmethode zu lernen.“

Als es Zeit war, nach Los Angeles zurückzukehren, begleiteten uns einige örtliche Eingeweihte, um uns zu verabschieden. Und obwohl wir nur einige Tage beisammen waren, fühlten wir uns wie wahre Brüder und Schwestern. Als wir auf dem Weg zum Flughafen zum warmen, sonnigen Himmel aufschauten, sahen wir zwei herrliche Regenbögen, die sich über den Horizont spannten. Bei diesem Anblick sagte ein örtlicher Bruder: „Ich lebe seit meiner Kindheit in dieser Gegend und habe noch nie so schöne Regenbögen gesehen wie heute!“

 

Tröpfchen aus dem Ozean der Liebe
Liebe Meisterin, würdest du uns bitte die Bedürftigsten schicken?
Die Geschichte von Bong-Soon

 

 


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