Im Rampenlicht

 

 

 

 

Die vollständige
Überwindung
der Grenze zwischen Leben und Tod

Von der Höchsten Meisterin Ching Hai,
San Francisco, USA, 25. Mai 1989 (Ursprünglich auf Englisch) 

Einer der katholischen Heiligen sagte: "Ich sterbe täglich." Was bedeutet das, dass ich täglich sterbe? Wir leben, und er sagte, er sterbe. Er sagte, er sterbe täglich hundertmal. Das bedeutet sterben, während man noch am Leben ist. Ihr sterbt, aber ihr sterbt nicht. Ihr überschreitet nur die Grenzlinie zum Tod, und dann lebt ihr ewig. Sobald die Furcht vor dem Tod überwunden ist, sobald unsere eigene sehr schwache und furchtsame Seele sie verstanden hat, dann sind wir ewig für alle Zeiten. Wir sind normal, und wir sind unsterblich. Das hat er gemeint.

Gestern sagte ein Mitpraktizierender, er sehe sofort, nachdem er nur ein paar Minuten meditiert hatte, das Licht und den Tunnel. Ihr wisst: den dunklen Tunnel mit dem Licht im Innern. Und er schwebte hindurch, als wäre er auf einem Boot. Das hat er gesagt. Was heißt es nun? Im Fernsehen und aus Büchern habt ihr von den Erfahrungen von Menschen, die dem Tode nahe waren, gehört und gelesen, sie sehen diesen großen Tunnel, und dann müssen sie hindurchschweben, und dann sehen sie den großen Lichtstrahl, und dann erklärt ihnen jemand, dass sie tot sind. Aber ihre Zeit ist noch nicht gekommen, und dann müssen sie wieder auf die Erde zurückkommen. Einige dieser Menschen kommen also wieder heim. Eine Frau sagte, sie konnte zwei Wochen nicht aufhören zu weinen, weil sie diese wunderbare Welt verlassen und in diese schreckliche Welt zurückkommen musste. Das ist die Grenze zwischen Leben und Tod.

Einige Menschen haben diese Erfahrung während sie dem Tode nahe sind, denn wenn sie tugendhaft waren, dann können sie, wenn sie sterben, sofort in die Region des Lichts gehen. Aber diese Region des Lichts ist nicht die höchste. Es ist nur der Anfang der anderen Welten. Die anderen Welten sind höher, höher und immer höher, unendliche Welten aus Licht. Und je höher ihr geht, desto sprachloser werdet ihr. Es gibt nichts mehr zu bereden, nichts mehr zu sagen.

Ich spreche darüber, weil gestern abend dieser Mann und andere danach diese Erfahrung gemacht haben. Sie überwanden die Grenzlinie zwischen Leben und Tod. Sie starben und kamen wieder zurück. Sie hatten die gleiche Erfahrung wie die, die der Arzt aufgezeichnet hat, dessen Patienten, Hunderte von ihnen, die Todesnähe erfuhren oder starben und wieder zum Leben zurückkehrten. Das meinen wir also mit wiedergeboren werden, mit dem Überschreiten der Grenzlinie zwischen Leben und Tod oder mit der Freiheit vom Leben und vom Tod.

Sobald ihr wisst, wie man stirbt, während man noch lebt, werdet ihr den Tod nicht mehr fürchten, und dann wisst ihr, wie ihr das jederzeit bewerkstelligen könnt. Und wenn eure Zeit auf Erden vorbei ist, werdet ihr das sogar im vorhinein wissen. Eure Meisterin wird kommen und euch sagen: "Hallo, noch drei Tage und dann ist deine Zeit gekommen." Oder: "In einer Woche werden wir in einen anderen Ort gehen, also bitte bereite dich vor. Wenn du Leuten Geld schuldest, gib es schnell zurück, oder, wenn deine Kinder etwas brauchen, wie z.B. eine Lebensversicherung, musst du dich um solche Sachen kümmern."

Ein Meister wird sich nach der Einweihung bis in die kleinsten Einzelheiten um euch kümmern. Das ist Sein oder Ihr Job. Er oder Sie bewältigt eine Menge Arbeit, sogar Schreib- und Büroarbeiten. Weil wir in dieser so komplizierten Welt leben, kann es der Meister nicht vermeiden, sich sogar um diese Dinge zu kümmern, obwohl das eigentlich nicht Seine Aufgabe ist. Aber ohne diese Arbeit kann Sein Anhänger nicht frei sein. Wir hören also oft vom Überwinden von Leben und Tod oder von der Freiheit vom Leben und vom Tod, und wir wissen nicht, was das bedeutet. Die Einweihung bedeutet genau das: zu überwinden. Dann wisst ihr, was Leben ist und was Tod ist, und habt keine Furcht mehr.