[Eigener Bericht] Herzzerreißende Szenen weinender Katastrophenopfer, die sich aus der schwer verwüsteten Provinz Aceh in die herzliche Umarmung ihrer Verwandten flüchten, wurden auf dem indonesischen Flughafen von Medan zu einem alltäglicher Anblick.
Seit dem Tsunami vom 26. Dezember sind in Aceh viele Orte von der Außenwelt abgeschnitten, und Hilfsgüter müssen die Opfer noch erreichen. Freiwilligen, die erste Hilfsgüter in das Gebiet brachten, boten sich entsetzliche Szenen dar, die jenen des Jüngsten Tages ähneln und ihnen lebhaft in Erinnerung bleiben.
Hardi Li, ein 43jähriger eingeborener Chinese und in Medan aufgewachsen, ist Versicherungsvertreter und außerdem Mitglied des indonesischen Zweiges einer spirituellen Gruppe, bekannt als Internationaler Verein der Höchsten Meisterin Ching Hai. Herr Li sagte, dass der Verein am 27. Dezember, also einen Tag nach dem Tsunami, etwa fünf Tonnen Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Kleidung und medizinisches Material, nach Lhokseumawe, zwischen Medan und Aceh gelegen, lieferte. Herr Li und einige freiwillige Helfer eilten umgehend zum Ort des Geschehens, um die Güter per LKW in das betroffene Gebiet zu transportieren.
„Die Schwere der Katastrophe überstieg jede Vorstellung“, sagte er. Dreißig Minuten nachdem das Hilfsteam zu seiner Fahrt nach Aceh aufgebrochen war, sahen sie nur Leichen, und hier und da einige Überlebende. Sie stiegen sofort aus und machten sich bereit, Güter auszuladen, aber die Opfer lehnten ihr Angebot ab und drängten sie, nach Aceh weiterzufahren, wo die Situation besonders schlimm sein sollte.
Der Schock, einen Lebenden zu sehen
Die Gruppe erreichte Aceh gegen zehn Uhr abends, und überall war es stockfinster. Soweit das Licht ihrer Scheinwerfer reichte – nichts als Leichen, auf der Straße liegend, auf Dächern und in Bäumen hängengeblieben. Vergeblich der Versuch, Anzeichen von Überlebenden zu finden. Sie konnten nur weiterfahren. Gegen drei Uhr früh schien hell der Mond - auf immer neue Anhäufungen lebloser Körper.
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt stießen sie auf fünf oder sechs Überlebende. Das unerwartete Erscheinen der Helfer, die sich ihnen näherten, um ihre Hilfe anzubieten, schockierte die Bewohner fast. Dann führten die Überlebenden die Ankömmlinge zu einem kleinen ramponierten Haus, wo sie Dutzende weiterer Opfer fanden, viele von ihnen verletzt. Das Hilfsteam forderte sofort militärische Hilfe und Benzin an, um die Verletzten in Militärlastwagen zum Flughafen zu bringen. Die schrecklichen Szenen, die Herr Li Jian auf seiner Rettungsfahrt nach Aceh erlebte, werden seinem Gedächtnis für immer eingeprägt bleiben. 