Wenn weltliche Menschen, die keine spirituell Praktizierenden sind, malen, singen oder musizieren, senden sie grobe Schwingungen aus; obwohl einige ihrer Werke in gewisser Hinsicht auch schon sein mögen. Wir können das fühlen. Das kommt daher, dass Menschen, die nicht spirituell praktizieren, häufig von ärgerlichen und säkularen Gedanken erfüllt sind. Sie können nicht zu den sehr hohen Bereichen aufsteigen, und somit auch nicht die künstlerischen Konzepte höherer Bereiche zum Ausdruck bringen.
Andererseits können wir spirituell Praktizierenden, die vielleicht keine bestimmten professionellen Kenntnisse oder Fertigkeiten erworben haben, dennoch durch unsere Leistungen andere übertreffen, sofern wir das wollen. Sollten wir den Wunsch haben, etwas zu verstehen, können wir auch das klar erfassen. Daher konnte der Sechste Patriarch Hui Neng, der weder ein Gelehrter war noch irgendwelche Schriften gelesen hatte, alle Schriften sofort verstehen, die ihm vorgelesen wurden. Er konnte sie den Leuten sogar erklären. Im Gegensatz dazu sind einige Leute hochgelehrt, haben alle möglichen Schriften gelesen und können sie vielleicht aus dem Gedächtnis rezitieren, ohne jedoch zu verstehen, wovon darin die Rede ist.
Als ich einmal auf dem Klavier spielte, sagte ein eingeweihter Bruder zu mir: „Die Meisterin spielt Klavier im modernistischen Stil." Ich sagte: „Ich habe keinen Stil; ich habe niemals ernsthaft versucht, es zu lernen. Ich lernte nur ein klein wenig vor sehr langer Zeit." Als ich noch in Deutschland lebte, hatte ich ein Klavier als Dekoration im Haus. Später kaufte ich ein Liederbuch, blätterte es durch und machte plink, plink...! Auf diese Weise war mein Klavierunterricht innerhalb weniger Tage absolviert. So habe ich all meine Fertigkeiten erworben – genauso, wie ich Klavierspielen lernte.
Dann fragte mich der Bruder: „Hast Du jemals Gesang studiert? Hast Du jemals dies studiert oder das...?" All diese Dinge können wir ganz natürlich tun, wenn es notwendig ist. Es ist praktisch nicht nötig, so viel zu lernen. Je mehr wir lernen, desto mehr sind wir in „Formeln" gefangen, wie man ein Bild richtig malt, oder Farben aufeinander abstimmt usw. Es ist Zeitverschwendung, diese Formeln auszuarbeiten. Wochen verstreichen und das Gemälde ist immer noch unvollendet. Nach all unserer Mühe, wenn das Gemälde schließlich fertig ist, fragen wir uns: „Ob sich das Bild verkaufen läßt? Was werden die Leute davon denken?" Wir müssen uns um so viele Dinge sorgen, dass unsere ganze Inspiration einfach dahin ist!
Ohne so viel nachdenken zu müssen, können wir spirituell Praktizierenden Dinge sehr gut tun. Je besser unsere spirituelle Praxis ist, desto besser können wir Dinge ausführen. Wenn es die Situation erfordert, können wir immer unsere Arbeit tun. Wenn wir jedoch versuchen damit anzugeben, werden wir nicht imstande sein, sie gut zu erledigen. Wir können sie nur gut tun, wenn wir sie natürlich tun. Wenn wir sie mit der Absicht tun, den Leuten zu zeigen, wie talentiert wir sind, oder uns damit brüsten, um von den Leuten gelobt zu werden, wird sie uns nicht gelingen, egal, wieviel wir spirituell praktiziert haben. Dass wir überhaupt solche Gedanken hegen zeigt an, dass unsere spirituelle Praxis noch nicht gut ist. Wenn wir unbefangen malen, weil wir uns innerlich dazu gedrängt fühlen, weil wir es gern tun, dann gelingt es uns natürlich schnell und gut. Wenn manche Leute malen, scheint es oberflächlich gesehen, als täten sie es eher beiläufig, tatsächlich ist das aber nicht wahr. Es kommt nur daher, dass sie so geübt sind, dass sie sehr schnell malen können. Wenn jemand mit einem bestimmten Job sehr vertraut und an ihn gewöhnt ist, kann er ihn sehr schnell tun.
Alles in der Welt ist von der Schöpfung geordnet, wir erschaffen gar nichts; so haben wir auch nichts, worauf wir stolz sein könnten. Wenn wir auf unserem Fachgebiet oder in der Kunst irgendwelche innovativen Ideen haben, oder ein neues Gerät erfinden, dann nur deshalb, weil wir spirituell praktiziert haben, so daß unser Verstand über größere Einsicht und mehr Inspiration verfügt. Unsere spirituelle Ebene ist in einen höheren Bereich erhoben worden, so dass wir zu den Dingen dort Zugang haben und sie in dieser Welt manifestieren. Das ist alles. Tatsächlich mögen uns, wenn wir Dinge darstellen, die zu den höheren Bereichen gehören, zuweilen Fehler unterlaufen. Wenn unsere spirituelle Praxis nicht gut genug ist und wir nicht genügend Weisheit besitzen, werden wir unkorrekt schreiben oder Fehler machen. Und die Endprodukte werden nicht so schön sein wie jene in den höheren Bereichen.