Die Meisterin sagt

Das Gute an bedingungsloser Liebe

 

Gesprochen von der Höchsten Meisterin Ching Hai, Österreich, 27. Mai 2007
(ursprünglich auf Englisch)

Bedingungslose Liebe ist eine sehr erhebende Kraft. Ihr müsst versuchen, so zu sein; aber ich kann euch das nicht beibringen. Ich kann das nicht. Das müsst ihr selber tun. Ich kann euch nicht zu bedingungsloser Liebe zwingen. Dann würdet ihr sagen: „Gut, ich gebe das mit bedingungsloser Liebe”, aber das ist es nicht. Es muss echt sein, von Herzen kommen. Jedes Mal, wenn ihr etwas bedingungslos getan habt, – wirklich bedingungslos, ohne an Belohnung zu denken, nur zum Wohl des Empfängers – erhaltet ihr sofort eine Offenbarung oder eine gute Vision, eine erleuchtende Idee oder es wird euch etwas enthüllt, das euch vorher nicht enthüllt worden ist. Oder ihr fühlt den Segen oder die Seligkeit oder das Glück des göttlichen Schutzes oder der göttlichen Gnade – ihr werdet das spüren.

Ich kann euch das nicht beibringen. Ich kann euch nur raten, so zu sein, aber ich kann es euch nicht lehren. Es hängt von eurem Karma ab; es hängt von eurem Entschluss ab, gut zu sein; es hängt von eurer Entschlossenheit ab, diesen Segen zu erhalten, den ihr verloren habt. Wenn ihr wirklich entschlossen seid, dann wird sich auch euer Denken automatisch ändern, und dann werdet ihr in einem bestimmten Moment bedingungslos. Oder ihr werdet von diesem Punkt an bedingungslos und euer Leben ändert sich. Aber all dies ist nur Gerede über bedingungslose Liebe; ich kann euch nicht helfen, sie auszuführen. Ich kann euch nicht einmal eure bedingungslose Liebe geben, weil es die eure ist. Ihr nützt sie oder nicht, es liegt an euch.

Bedingungslose Liebe ist, wenn ihr etwas tut, ohne zu denken, dass ihr bedingungslos seid. Ihr tut es einfach automatisch und der Himmel beurteilt es für euch. Versucht jederzeit selbstlos zu sein; schult euch zumindest, damit es eines Tages Wirklichkeit wird; es geht dann unwillkürlich. Übt euch in jeder möglichen selbstlosen Handlung; auch in zielloser Güte, wie ich es euch gesagt habe. Ich habe das nicht getan, weil ich Segen vom Himmel wollte, ich habe es nur getan, weil es anderen Vergnügen bereitet. Und ich fühle, was er und sie fühlt, weil ich mich mit der Person identifizieren kann.

Es ist nicht so, dass ich übernatürliche Kräfte habe oder mit dem Dritten Auge sehe. Es ist kein solches Wissen, von dem ich rede. Ich weiß einfach alles, etwa wie sich die Kassiererin im Supermarkt fühlt, wenn sie den ganzen Tag lang ihre Hand bewegt und manchmal schwere Dinge aufgreift, wie eine große Packung Mineralwasser oder eine große Flasche Milch. Sie muss das hochheben, scannen und auf die andere Seite legen, und dann manchmal noch einmal aufheben und für jemanden in die Plastiktüte stecken. Oder sie hebt etwas nur auf, um es zu scannen und all das; sie tut das den ganzen Tag. Ich weiß das. Ich weiß, dass sie Schmerzen hat, aber nicht jeder weiß das, obwohl es so offensichtlich ist wie die Hand hier. Ihr wisst das nicht, aber ich weiß es. Deshalb sage ich euch, dass ich alles weiß. Und ich weiß, wie sich der Taxifahrer in seinem eintönigen Alltag fühlt, wenn er zwei Kinder ernähren und bis zur Hochschule großziehen muss. Oder auch die Mutter, die zuhause bleibt und Verwandten im Kosovo oder in Afrika hilft, oder von wo sie auch herkommen mag. Viele Taxifahrer, die ich getroffen habe, sind Fremde in Europa. Daher weiß ich, wie sie sich fühlen. Ich weiß es einfach und ich hege Sympathie für all diese Menschen. Deshalb sage ich euch, dass ich alles weiß. So liebe ich sie.

Rein handeln zum Wohl anderer Wesen

Was immer ich ihnen gebe, ist reine Liebe, einfach um ihr Leben zumindest für diesen Tag zu verbessern. Ich rede mit ihnen; ich frage sie, wie sie sich in diesem Land fühlen, und sie erzählen mir alles. „Oh, es ist sehr schwer, die Sprache, und als Neuankömmling ist es sehr schwierig; wir fühlen uns hier immer noch wie Fremde. Man hält uns weder für Franzosen noch für Engländer.“ Er erzählt mir von all seinen Gefühlen und Familienproblemen, von seinen Gefühlen der Entwurzelung, alles. Und ich bin mir sicher, dass er sich danach wesentlich besser fühlt. Er fühlt sich entlastet. Es ist nicht nur Trinkgeld, was ich ihm gebe; ich gebe ihm meine Liebe, meine teilnahmsvollen Ohren und meine Sympathie. Weil ich doch weiß, wie er ist und was er fühlt; ich weiß es einfach. Ich möchte mich nicht vor euch brüsten, indem ich sage, dies ist eine Art bedingungsloser Liebe. Aber es ist eine Art bedingungsloser Liebe! Ich tue das nur für ihn, nicht für mich. Manchmal säße ich lieber still da und würde meditieren, was auch gut für ihn wäre. Aber für ihn besteht praktische Hilfe darin, dass ich mit ihm rede und ihm auch ein gutes Trinkgeld gebe. Oder ich lasse ihn reden und meditiere einfach. Aber ich höre zu, wisst ihr? Er weiß, dass ich zuhöre und das hilft ihm.

Das ist nur ein Beispiel. Was immer ihr für andere tut, einfach dafür, dass sie sich gut fühlen und für deren Glück – das ist bedingungslose Liebe. Denkt nicht einmal daran, eine Belohnung des Himmels oder einen Segen für bedingungslose Liebe zu erhalten – das ist bedingungslose Liebe. Aber ihr müsst das tun. Ihr müsst euch wieder darin üben. Ihr habt das in euch! Ihr seid göttlich. Ihr stammt von Gott ab, oder ihr habt zumindest einige Eigenschaften Gottes. Ihr seid das. Ihr müsst es euch nur wieder aneignen, okay? Bringt euch durch Übung wieder in die göttlichen Fußstapfen. Geht in diese Richtung und dann werdet ihr euch langsam erinnern: „Ja, das ist es.“ Ihr werdet es unwillkürlich tun und könnt gar nicht anders, als Liebe für alles zu empfinden und für jedes Geschöpf, das ihr trefft.

Der kindliche Unschuld der Tiere und
die Würde eines Geschöpfs Gottes

Ihr wisst, ich liebe alle Tiere um mich herum, die ich sehe – die Eichhörnchen, die Enten; oh, sie sind in meinen Augen derart reizend. Und sie kommen jeden Tag und klopfen an meine Tür, weil sie Futter möchten. Aber sie klopfen mit der Unschuld eines Kindes und der Würde eines Geschöpfs Gottes. Sie wirken nicht wie Bettler. Sie gehen mit hoch erhobenem Kopf zu meiner Tür und erwarten Liebe und wissen, dass sie Liebe erhalten werden. Daher sind sie sehr zuversichtlich, haben eine ganz sichere Haltung. Sie kommen nicht, weil sie um Futter betteln: nein, nein, nein! Sie wissen ganz genau, wie ich ihnen gegenüber empfinde und was sie von mir bekommen und sie sind sehr zuversichtlich, dass alles, was ich ihnen gebe, reine Liebe ist, reine Achtung, und nichts anderes. Ich achte sie ebenfalls. Sie kommen also herein – oh, so schön! Wie die Könige.
Manchmal sage ich zum Spaß statt „the Duke [der Herzog] von irgendwo”, „the Duck [die Ente] von Reedlington”, zum Beispiel. Ich nenne den Erpel also „The Duck of Reedlington“ und die weibliche Ente „The Ducess“, anstatt „the Duchess“. „The Duck and the Ducess of Reedlington“ – ich gebe ihnen königliche Namen. Ich habe nur Königliche um mich, nichts anderes. Ich habe ein ganzes Land voller Königlicher, wunderbare Truppen von „Sir Dies“ und „Ducess Jenes“, und Prinzessin Dies und Prinz Jenes, weil sie sich so verhalten.

Sie kommen nicht wie Bettler zu mir und auch nicht wie Kinder, die auf ihre Mutter warten, sondern als Geschöpfe Gottes. Mit der reinen Unschuld eines Kindes haben sie keinerlei Zweifel, dass ich sie lieben und ihnen Futter geben werde.
Sie haben keinen Zweifel im Kopf. Und sie kennen keine Demut, nicht das demütige Gefühl, dass ich ihnen etwas gebe. Sie empfinden das als normal. Das ist nur durch materielle Mittel wie Brot, Getreide, Obst oder Salat ausgetauschte Liebe.
Sie lieben Salate. Manche Schwäne essen Salate, oder manchmal ziehen wir Alfalfa oder geben ihnen Kopfsalat oder Erdnüsse. Ich bat jemanden, herauszufinden, was sie mögen, und seither gebe ich ihnen das. Aber sie kommen nicht wie Bettler und schämen sich. Sie sind durch und durch voller Würde und das ist wunderbar.

Wenn man also etwas mit bedingungsloser Liebe gibt, empfinden die Menschen oder die Wesen, die es empfangen, keinerlei Scham; sie fühlen sich nicht erniedrigt, fühlen sich nicht wie ein Bettler oder ein Empfänger. Sie empfinden dann nicht so etwas. Sie spüren nur, dass da Liebe ist – sich ausweitende Liebe oder den Austausch von Liebe oder ein Recyceln von Liebe oder ein gegenseitiges Wirken von Liebe.
Sie empfinden nicht, dass sie dieses Brot brauchen oder dieses Trinkgeld, nichts dergleichen. Sie sind einfach glücklich. Und sie empfinden Würde, weil ich nicht in der Haltung einer Spenderin gebe, auch nicht einem Taxifahrer oder irgendwem gegenüber. Ich gebe voller Achtung. Und ich achte sie auch wirklich. Daher spüren die Tiere die Achtung.
Und eine Person, der ich Schokolade oder Trinkgeld gebe, fühlt sich auch respektiert. Denn zuvor stelle ich klar, dass – auch wenn die Menschen nicht viel empfinden – sie wissen, dass ihre Arbeit gut ist, dass sie es sehr gut machen. Ich danke ihnen sehr dafür, dass sie den Flughafen sauber halten, für eine sehr gute Fahrt, für ein sehr sauberes Taxi, für ihre Geduld, dafür, dass sie jeden Tag so fahren, und dass einer ein gut verdienender Vater ist, der sich um seine Familie kümmert. Ich lasse ihn wissen, dass er meiner Gabe würdig ist und dass er nur bekommt, was er verdient. Aber ich respektiere seine Arbeit. Ohne einen Taxifahrer, auch wenn ich eine Million Dollar habe – kann ich hundert Meilen marschieren?
Nichts kann euch helfen, wenn kein Taxifahrer da ist. Ich achte also darauf, dass sie das verstehen – durch reden, nicht durch Erklärungen oder durch Lehren, sondern indem wir miteinander reden. Dann spürt er, dass ich ihn achte. Genauso ist es bei Tieren: sie wissen, dass ich sie achte und sie so sehr liebe. Deshalb kommen sie in natürlicher Würde und warten dort. Oder sie klopfen an die Tür oder kommen in die Nähe der Tür und sagen dem Hund Bescheid. Sie erleben sich ganz natürlich.

Bedingungslose Liebe bewirkt also, dass sich die Menschen würdevoll fühlen, verdient und geliebt. Und das sollten wir den Menschen bieten; nicht nur Geld oder freundliche Worte. Es wirkt sich aus, wenn man etwas mit wahrer Liebe und Achtung austauscht (Applaus).

Ich kann es euch nicht lehren, ihr müsst es selber tun. Und vielleicht tut ihr es, dann ist es gut. Viele von euch tun es, nehme ich an. Das ist gut. Macht damit weiter. Auch wenn ihr es zunächst mit einer Absicht tut, macht einfach damit weiter. Wenigstens profitiert der andere davon.
Und später wird es automatisch, so dass ihr nicht einmal darüber nachdenkt. Alles bedarf der Übung, so wie das Fahrrad fahren. Zuerst muss man sich wehtun, holt sich aufgeschlagene Knie und Beulen an den Ellbogen; man stürzt eben oft. Aber später fährt man automatisch. Dann steht man sogar auf dem Sitz und macht Kunststücke. Wenn ihr weiterübt, werdet ihr darin hervorragend. Ihr tragt also schon Liebe im Herzen. Nutzt sie nur wieder! Übt euch wieder darin! Lernt wieder, wie man diese Liebe nutzt, verbreitet und verschenkt.
Je mehr ihr gebt, desto mehr Liebe empfindet ihr. Es ist einfach so. Und ihr könnt nicht mehr aufhören; später könnt ihr nicht mehr aufhören, alles zu lieben, was ihr seht. Ihr tut es jetzt schon, ihr habt begonnen, die Menschen mehr zu lieben.
Ihr liebt die Blumen und alle Tiere mehr, als ihr sie früher geliebt habt, weil ihr sie jetzt mit anderen Augen seht, mit erleuchteten Augen, mit den liebenden Augen eines Heiligen. Und bis zu einem gewissen Grad seid ihr schon Heilige, auf verschiedenen Stufen der Heiligkeit.
Macht also einfach so weiter. Steigert es. Ergreift jede Gelegenheit, Liebe zu zeigen. Und dann habt ihr sie und dann ist die Liebe wieder allumfassend, und ihr gewinnt eure bedingungslose Liebe wieder, insgesamt, zu 100 Prozent. Und so macht ihr es. So erlangt ihr mehr Segen. Nicht, weil ihr es des Segens wegen tut, der ist nur das unwillkürliche Resultat.