Mutige Rettung des GroßvatersDer Großvater von Maris Familie war an jenem Tag allein zu Haus. Er wohnte im zweiten Stock, hatte aber ein Nervenleiden, das es ihm unmöglich machte, auf seinen Füßen zu stehen oder ohne Hilfe Treppen zu steigen. Nach dem Erdbeben war der alte Mann bewegungsunfähig, da er unter einem Kleiderschrank gefangen war. Nachbeben und totale Finsternis infolge Stromausfall ließen in ihm den verzweifelten Gedanken aufkommen, sein letztes Stündlein könnte geschlagen haben. Da erschien Mari in seinem Zimmer im zweiten Stock und schaute ihn mit aufmunternden Augen an. Der Großvater war bewusstlos geworden, als er jedoch Mari sah, kam er wieder zu sich, obwohl er noch bewegungsunfähig war. Mari leckte ihn zur Aufmunterung und ging mehrmals nach unten, um nach ihren Welpen zu sehen, bevor sie rasch in das Zimmer des Mannes zurückkehrte. Viele Male lief sie hin und her, obwohl sie sich an den scharfen Glas- und Porzellanscherben, die den Boden bedeckten, die Pfoten verletzte. Bei jedem Gang fügte sie sich neue Wunden zu, aber es gelang Mari, in Großvaters Herz neue Hoffnung zu entzünden, und als er auf Mari sah, dachte er: "Ich muß weiterleben, ich kann nicht aufgeben." Schließlich drückte er mit aller Kraft gegen den Kleiderschrank, der gab nach, und es gelang ihm, sich zu befreien. Dann, durch Mari ermutigt, brachte Großvater zwei Stunden damit zu, die Treppe hinabzusteigen - ein Kraftakt, zu dem er vorher ohne fremde Hilfe nicht fähig gewesen wäre. Als er im Erdgeschoß ankam, stellte er erleichtert fest, dass die Welpen gesund und munter waren.
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Bis das Dorf Yamakoshi wieder aufgebaut wurde, waren die Dörfler in einer benachbarten Stadt untergebracht. Mit Werbeangelegenheiten für das Dorfkomitee betraut, war der Sohn ein vielbeschäftigter Mann, darum gab er Mari und ihre Welpen bei einer anderen Familie in Pflege. Als der Großvater noch im Krankenhaus lag, besuchten ihn die Pflegeeltern mit Mari. So wurden nach zahllosen Prüfungen Mari und der alte Mann schließlich wieder vereint. Mari war überglücklich, den Mann zu sehen, der sich langsam erholte, und mit zitternden Lippen und Tränen in den Augen sagte: "Danke, dass du mein Leben gerettet hast."
Im April 2005 wurde der Großvater aus dem Krankenhaus entlassen und bewohnte mit seinem Sohn und Mari ein Appartement. Zu jener Zeit waren Maris drei Welpen von anderen Familien adoptiert worden und wuchsen gesund in ihrem neuen Zuhause auf. Heute wohnen der Großvater und seine Familie noch immer in dem Appartement, freuen sich aber darauf, bald nach Yamakoshi zurückzukehren.
Maris
anrührende Geschichte, die illustriert, wie gegenseitiges Vertrauen und
Liebe zwischen Mensch und Tier Prüfungen zu bestehen hilft, wurde mehrfach
in den Medien verbreitet und ist auch für ein illustriertes Geschichtenbuch
- Mari aus Yamakoshi Village und ihre drei Welpen bearbeitet - worden. Das
Buch hat in Japan ein gewaltiges Echo gefunden und dient als großartige
Inspiration für Katastrophenopfer. Die Gesellschaft, die den Band
herausgebracht hat, spendet einen Teil des Verkaufserlöses für den
Wiederaufbau und Hilfsfonds für Betroffene des Erdbebens vom Oktober 2004,
und verteilt die Bücher kostenlos an Kinder in Yamakoshi und seinen
dreizehn angrenzenden Städten.
Am 2. August 2005 veranstalteten die Dörfler ein Feuerwerk in ihrer
Zufluchts-Stadt, so wie sie es jedes Jahr in ihrer Heimatstadt tun, und
das diesjährige Ereignis trug das Motto "Feuerwerk für Mari". Bei ihrer
Teilnahme an dem Fest wünschten sie sich, dass Yamakoshi so schnell wie
möglich wiederhergestellt werden kann. In dem sprühenden Licht und Rauch
des Feuerwerks schien Maris strahlendes Lächeln den Nachthimmel auszufüllen
und den Zuschauern Hoffnung und Ermutigung zu geben.